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SCHÜTZEN UND BEGLEITEN

1 GRUNDSÄTZLICHES                                              bei uns kein Thema.“ Das Tragische an der Sache: Gemein-
                                                               den, in denen Prävention und das Thema „Kindeswohl“ kein
Wir glauben, dass der Mensch als Ebenbild Gottes erschaffen    Thema sind, sind besonders gefährdete Orte, denn Täter ha-
wurde, von Gott bedingungslos geliebt und angenommen ist.      ben hier nichts zu befürchten. Opfer hingegen werden nicht
Diese Ebenbildlichkeit gilt von Geburt an und muss nicht       sprachfähig, bzw. besitzen von vornherein keine Glaubwür-
durch bestimmte Leistungen erarbeitet werden. Vielleicht lie-  digkeit.
gen die Kinder Jesus gerade deswegen so sehr am Herzen, weil
an ihnen deutlich wird, wie wenig man dazu beitragen muss,       Aus diesem Grund dürfen wir nicht nachlassen und möch-
um ein Teil des Reiches Gottes zu sein. „Wer solch ein Kind    ten mit der Initiative zum Schutz vor Gewalt und Missbrauch
um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf“ (Matthä-         ein Bewusstsein für die Problematik schaffen und das Thema
us 18, 5), sagt Jesus zu seinen Jüngern. Dieses Herzensanlie-  „zur Sprache“ bringen.
gen Jesu haben wir uns in unseren Gemeinden zu unserem
eigenen gemacht und so genießt die Arbeit mit Kindern und        Sicherheit benötigt transparente Regeln im Umgang mit-
Jugendlichen in Freien evangelischen Gemeinden seit jeher      einander, die Mitarbeitenden bekannt sind und umgesetzt
einen hohen Stellenwert.                                       werden.

  Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Bund FeG lebt       Daher ermutigen wir Euch, Euch mit dem Thema zu be-
durch vertrauensvolle Beziehungen von Menschen unterein-       schäftigen und den Mitarbeitenden-kodex zum Standard in
ander und der Beziehung zu Gott. Durch diese Beziehungen       Eurer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu machen.
wollen wir jungen Menschen Selbstbewusstsein vermitteln,
ihre Identität stärken und sie befähigen, eine gesunde Bezie-  Andreas Schlüter | Juli 2016
hung zu Gott, ihren Nächsten und zu sich selbst zu entwickeln
und zu leben.                                                  2 BUND FEG ALS KOOPERATIONSPART-
                                                               NER DER KAMPAGNE/INITIATIVE
  Die Mitarbeitenden in diesem Bereich zeichnet zumeist        „KEIN RAUM FÜR MISSBRAUCH“
eine hohe Kreativität, ein liebevolles Handeln und ein hohes
Bewusstsein von Verantwortung und Verbindlichkeit aus.         Als Mitgliedsorganisation der Arbeitsgemeinschaft der
                                                               Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej) und damit
  Angesichts von immer mehr Berichten über Gewalt und          Mitglied im Deutschen Bundesjugendring (DBJR), eben-
Missbrauch an Kindern und Jugendlichen in der Gesellschaft     so durch die Mitgliedschaft in der Diakonie Deutschland
erscheint die christliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen  (evangelischer Bundesverband Diakonie) ist der Bund FeG
in den Gemeinden vielen immer noch automatisch als ein Ort     seit dem Frühjahr 2016 Kooperationspartner der Kampagne/
der Sicherheit. Man lebt Beziehungen, man kennt sich, daher    Initiative „Kein Raum für Missbrauch“ des unabhängigen
scheint Missbrauch und Gewalt keine Gefahr darzustellen.       Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs
                                                               (UBSKM) der Bundesregierung.
  Dabei bietet gerade diese Lebensform ein hohes Potential
für Gewalt und Missbrauch. Zitat:                                Der Bund FeG und seine Mitgliedsgemeinden vor Ort als
                                                               freier Träger der Jugendhilfe verpflichten sich damit, Schutz-
  „Gemeinde lebt von Beziehungen. Wir sind auf ständige        konzepte in Bezug auf sexuelle Gewalt zu erarbeiten und um-
Kommunikation angewiesen. Leben in Beziehungen braucht         zusetzen.2
sowohl Nähe und Vertrautheit, zugleich aber auch Distanz
und Respekt. Je intensiver, näher und vertrauter eine Bezie-     Auf der anderen Seite besitzt der Bund FeG und seine Ge-
hung, desto größer die Gefahr des Missbrauchs, zum Beispiel    meinden die Erlaubnis, die Materialien inkl. Gütesiegel (blaue
durch den Versuch, den Anderen zu manipulieren.“ 1             X) zu verwenden. Allerdings nur dann, wenn tatsächlich ein
                                                               Schutzkonzept in Bund und Gemeinden umgesetzt wird.
  Damit Gemeinden zu Orten werden können, an denen Kin-
der und Jugendliche tatsächlich ihre eigene Persönlichkeit,      Ein Schutzkonzept beinhaltet mehr, als reine Präventions-
eine gesunde Beziehung zu Gott, ihren Nächsten und zu sich     maßnahmen und die Einführung eines Verhaltenskodex. Prä-
selbst entwickeln und leben können, bedarf es einen sicheren   vention und Intervention gehören zusammen. Es geht nicht
Rahmen und vertrauensvolle Beziehungen.                        nur um Schulungen und Aufklärung, sondern auch um den
                                                               Aufbau einer Hilfsstruktur, also um den Aufbau eines sinn-
  Viele Gemeinden haben mittlerweile eigene Präventions-       vollen Beschwerde- und Interventionsmanagements.
konzepte und Ansprechpersonen für dieses Thema. Das ist
gut und hier hat sich in den letzten Jahren viel getan.           2 Ein Download des Dokumentes findet sich unter:
                                                                  https://beauftragter-missbrauch.de/praevention/partner/
  Auf Freizeiten und Veranstaltungen im Bereich der Jungen        #DeutscherBundesjugendringDBJR
Generation im Bund FeG wird das Thema behandelt, Mitar-
beitende müssen die Selbstverpflichtungen unterschreiben
und da, wo es gesetzlich notwendig ist, wird die Einsicht in
das polizeiliche Führungszeugnis verlangt.

  Doch noch immer höre ich in Gemeinden den Spruch: „Wir
brauchen keine Schulungen zu dem Thema, Missbrauch ist

   1 (aus: MitGedacht 1/2003 zum Thema „Gewalt“)

6 Initiative zum Schutz vor Gewalt und Missbrauch
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