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MIT KINDERN AUF AUGENHÖHE                               MIT KINDERN AUF AUGENHÖHE


 UMSETZUNG   können  wir  wuchern.  Auch  Menschen,  die   Beteiligten. Sie laden gern ihre
    z.B.  keine  eigenen  Kinder  oder  Enkel  haben,   Dazu kann auch gehören,   Freunde, Schulkameraden,
 können in der Gemeinde ein Erbe (ihr Wissen,   diakonisch mit den Kindern   Nachbarn ein.
 Die Gemeinde ist für die Kin-  ihre Hingabe, ihre Werte etc.) an die nächste   gemeinsam tätig zu werden.   Kinder, die in der Gemeinde einen Lebensort
 der und Familien ein Ort der   Generation  weitergeben.  Hier  hat  man  nicht   Dabei erleben Kinder Selbst-  haben, in dem sie aufblühen können, die hier
 Begegnung und gemeinsamer   nur sich selbst im Blick, sondern kann ein Ver-  wirksamkeit. Sie erfahren, dass   erleben, dass man Fehler machen darf, sich
 Aktivitäten, an dem sie sich   ständnis  für  andere  Lebensalter  entwickeln.   sie fähig sind, etwas zu lernen   ausprobieren  kann  und  Gott  wirklich  erlebt,
 wohl fühlen, zugehörig  und   Hier muss nicht nur die eigene Kultur gelebt   oder zu bewältigen.  laden  gerne  ihre  Freunde  ein.  Wenn  ihnen
 sicher sind. Jeder hat seine   werden, sondern man profitiert von dem, was   Unter anderem bedeutet dies, dass die Kinder   Gemeinde aber aus irgendeinem Grund „pein-
 Daseinsberechtigung, seinen   andere erfahren haben, wie sie Glauben leben   die Möglichkeit haben sollen, ihrem Glauben   lich“ ist, werden sie es kaum tun. Wenn Kinder
 Platz, seine Aufgabe.   und verkündigen. Statt eines Gegeneinanders   in Wort und Tat in der Gemeinde Ausdruck zu   aber  –  wie  oben  beschrieben  –  partizipieren
 Neben  bedürfnisorientierten  Angeboten  z.B.   der  Generationen  und  Lebensentwürfe  kann   verleihen.  Hierfür  muss  die  Gemeinde  ange-  und mitgestalten dürfen, können sie in ihrem
 für jüngere und ältere Kinder in altersgemäßen   Gemeinde ein Ort der Verständigung werden.   messene Formen schaffen. Gemeinsame Akti-  Umfeld  zu  glaubhaften  Multiplikatoren  des
 Kindergruppen  oder  Projekten  sollte  immer   Dies kann Kreise ziehen auf Menschen ande-  vitäten für andere zeigen Kindern, dass sie mit   Glaubens werden.
 wieder bedacht werden, dass sich Kinder in ih-  rer Kulturkreise, auf Menschen mit Behinde-  ihrem Handeln etwas bewirken können: sei es
 rer Identität stark als Teil ihrer eigenen Familie   rungen,  auf  Menschen  anderer  Milieus  etc.   der Einsatz für ein missionarisches Projekt vor
 verstehen. Deshalb sollten auch Möglichkeiten   Ort oder in der Mission, sei es tatkräftiges An-  Alle Kinder sind im Blick, solche,
 geschaffen werden, an denen sich die ganze Fa-  packen im Gemeindehaus oder –garten, sei es   die bereits zu uns kommen und
 milie beteiligen kann. Es könnte in vielen Pro-  Jeder empfängt, jeder hat et-  die beständige Fürbitte für andere. Kinder kön-  solche, die in unserer Umge-
 jekten immer mit gedacht werden, ob man dort   was zu geben: Kinder, Jugend-  nen in all diesen Bereichen partizipieren.  bung (Stadtteil etc.) leben.
 nicht  auch  ganze  Familien  involvieren  kann.   liche, Erwachsene, Senioren   Es geht nie nur um die Kinder, die schon da
 Familien sind in ihrem Alltag sehr beschäftigt   werden als gleichwertige Glie-  sind, weil sie von ihren Eltern mitgebracht
 und oft auch belastet. Eine Gemeinde, die dies   der der Gemeinde gesehen.  Kinder werden geachtet als ei-  wurden.  Der  Blick  von  Gemeinde  gilt  auch
 im Blick hat, achtet z.B. auch darauf, Termine   Um  zu  dieser  Sichtweise  zu  kommen,  sind   genständige Persönlichkeiten.  Kindern,  die  noch  nicht  glauben.  Welche  Be-
 familienfreundlich zu gestalten.  Flexibilität  und  Wille  zur  Veränderung  Vor-  Kinder brauchen Leitung, Begleitung und Re-  dürfnisse haben sie und ihre Familien? Womit
 aussetzung.  Partizipation  bedeutet,  dass  jeder   geln. Dies soll aber in einer Haltung des Res-  könnte Gemeinde ihnen dienen und begeg-
 gehört  wird  und  sich  einbringen  darf.  Paulus   pekts vor der Gleichwürdigkeit des kindlichen   nen? Die Antworten auf diese Fragen sind
 Wir setzen einer individuali-  beschreibt die Gemeinde unter anderem als ei-  Gegenübers  geschehen.  Wir  manipulieren   nicht mehr so einfach wie früher. Kinder sind
 sierten Welt einen familiären   nen Leib mit vielen Gliedern, Gaben und Fähig-  nicht,  dürfen  sie  aber  begeistern.  Wir  behan-  heute  viel  länger  in  der  Schule,  haben  einen
 Gemeinschaftsort aller Gene-  keiten. 1. Kor 12,24 könnte auch besonders im   deln  sie  als  von  Gott  geliebte  Geschöpfe  und   kleineren  Aktionsradius  und  erleben  höhere
 rationen und Lebensentwürfe   Hinblick auf Kinder gelesen werden: „Gott hat   fördern ihre Kreativität, indem wir ihnen Raum   Erwartungen von ihren Eltern. Andere Kinder
 (z.B. auch Singles, Patchworkfa-  unseren Leib so zusammengefügt, dass die un-  zur  Entfaltung  geben.  Wir  greifen  ihre  Ideen   erleben Vernachlässigung. Wen wollen wir er-
 milien, Alleinerziehende) in der   wichtig erscheinenden Glieder in Wirklichkeit   auf, nehmen ernst, was sie über Gott sagen und   reichen, wen treffen wir an welchem Ort? Ein
 Gemeinde entgegen.  besonders wichtig sind.“ Kinder sollten gefragt   wofür sie beten möchten.   Angebot  unter  der  Woche  im  Gemeindehaus
 An kaum einem anderen Ort in der gegenwärti-  werden, wenn es um sie selber geht und alter-  ist in vielen Kontexten nicht mehr angemessen
 gen Zeit gibt es die Möglichkeit, dass Menschen   sentsprechend in Entscheidungen mit einbezo-  und es braucht Tatkraft und Energie, um die
 aller Generationen so miteinander in Kontakt   gen werden.  Jedes Kind und jede Familie ist   Kinder z.B. an ihren Schulen aufzusuchen.
 kommen und voneinander lernen wie in einer   willkommen. Hierbei werden
 christlichen  Gemeinde.  Mit  diesem  „Pfund“   Kinder zu Multiplikatoren und


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