Page 6 - Grundwerte-in-der-Arbeit-mit-Kindern-FeG
P. 6
MIT KINDERN AUF AUGENHÖHE MIT KINDERN AUF AUGENHÖHE
gegen ein Gesetz oder gegen allgemeine Nor- Für Mitarbeitende besteht die Herausforde- sie schon früh in diese elterliche Gottesbezie-
Jesus stellt Kinder den Erwach- men verstößt. Wenn dies wieder in Ordnung rung darin, gut hinzuhören, wie Kinder von hung hinein. Mütter und Väter sind als Glau-
senen als Vorbild hin. „Wer kommen soll, muss es eine Aussprache und Gott und ihrem Glauben reden, und es wertzu- bensvorbilder in ihrem Reden und Tun für ihre
sich Gottes neue Welt nicht Wiedergutmachung mit Menschen oder/und schätzen, wenn Kinder davon berichten. Wich- Kinder besonders gefragt. Der Dialog mit den
schenken lässt wie ein Kind, Gott (durch Gebet) geben. Erst ab der späten tig ist es, andere Vorstellungen als die eigene Kindern und das Lernen und gemeinsame Le-
wird niemals hineinkommen“ Kindheit können Kinder begreifen, dass Sünde nicht zu bewerten. Durch die Arbeit mit bibli- ben im Alltag hat dabei die größte Wirkung auf
(Mk 10,15). Das bedeutet, dass einen „Beziehungsbruch“ im Zusammenhang schen Texten und Geschichten kann das Got- die Entwicklung des Glaubens. Glaube kann
Erwachsene vom Glauben eines mit Gott meint. Sie können auch dann erst er- tesbild für das Kind bestätigt, herausgefordert, dort wachsen, wo die Vorstellungen von Gott,
Kindes lernen und davon her- fassen, dass Jesus durch seinen Tod am Kreuz korrigiert und ergänzt werden. Zu Beginn der die das Kind in sich trägt, mit den Erfahrungen
ausgefordert werden können. die Beziehung wieder herstellt. („Jesus ist für Schulzeit sind das Gottesbild und die Gottesbe- und dem Erleben im Alltag zusammenhängen.
Gemeinde braucht Kinder. Sie braucht die dich gestorben.“) Wenn wir uns mit biblischen ziehung noch offen. Erhalten Kinder in dieser Eine evangelistische Arbeit mit Kindern sollte
Kinder nicht, um jünger und bunter zu sein, Geschichten beschäftigen, klammern wir das Zeit ausreichend Anreize, kann sich ihr Glau- daher sinnvollerweise nicht ohne den Kontakt
sondern damit wir von Kindern lernen. Ohne Thema Sünde und Vergebung natürlich nicht be weiterentwickeln. Dabei werden Kinder im zu Eltern erfolgen.
Kinder würde uns etwas Entscheidendes feh- aus. Die Darstellung des Geschehens steht aber Laufe der Zeit immer wieder auf die Einladung
len. Denn Kinder haben Erwachsenen etwas im Vordergrund, denn so kann sich das Gottes- Gottes antworten und dies sehr unterschiedlich
voraus: Das Annehmen des Gottesreiches wie bild der Kinder erweitern (Gott ist gnädig, Gott in Worte fassen. Was zu Beginn des Grund-
ein Kind heißt: kommen, sich-öffnen, bitten, ist heilig etc.). Das Angebot, ein Bekenntnis des schulalters noch intuitiv ausgedrückt wurde,
annehmen-können, sich-beschenken-lassen, Glaubens abzulegen, sollte der Entwicklung wird im Laufe der Zeit immer stärker artiku-
vertrauen. Das Vorbildliche an dem kindlichen des Kindes entsprechen. Ein Kind wird viel- liert. Die Entwicklung geschieht dabei sehr
Glauben ist, dass Kinder von sich aus zunächst leicht gerne formulieren wollen „Jesus ist mein individuell. Manches Kind hat schon sehr früh
gar nicht auf die Idee kommen, dass man sich Freund.“ oder – wenn es größer ist – „Jesus ist eine konkrete Gottesoffenbarung, (die sich wo-
die Nähe und Liebe Gottes verdienen müsste. mein Herr. Ich folge Jesus.“ Wir dürfen aller- möglich in einer ganz konkreten Hinwendung
Sie hören von Jesus, was er zu geben hat und dings davon ausgehen: Auch Kinder erfahren zu Gott in einem bewussten Gebet äußert) bei
wollen es haben – und zwar alles. die persönliche Begegnung mit Gott im Gebet, anderen geschieht sie eher prozesshaft, mit vie-
in der Natur, durch andere Menschen. len kleinen Schritten im Verlauf der Kindheit
und Teenagerzeit.
Auch Kinder sind in die Ver-
lorenheit der Welt hineinge- In jeder Phase des Lebens kann
boren. Aber Jesus sucht jedes ein Kind eine seiner individuel- Der Glaube der Eltern prägt
einzelne Kind. Jeder kann von len Entwicklung entsprechende dabei entscheidend (5. Mo 6,4
ihm gefunden werden. Er ist Antwort auf das Angebot Got- ff; 2. Tim 1,5; 3,14-15).
der Erlöser, auch für Kinder. tes geben. Insofern nehmen Im Alten Testament gehörten Kinder zum
1
Das Verständnis von Sünde als Trennung von wir dann Kinder als vollwertig Bundesvolk dazu. Sie sind einbezogen in die
Gott muss im Kontext der individuellen Ent- Glaubende und Teil der Ge- Riten und Traditionen Israels. Damals wie heu-
wicklung des Kindes betrachtet werden. „Sün- meinde wahr. te gilt: Der Glaube der Kinder ist zunächst be-
de“ ist für ein Kind zunächst eine konkrete einflusst und geprägt von dem Umfeld, in dem
Tatsünde. Kinder verstehen bis zu einem Alter 1 Siehe u.a. bei James W. Fowler, Lawrence sie aufwachsen. Erleben Kinder ein liebevolles
von etwa 10-12 Jahren darunter, dass man ei- Kohlberg oder Anna-Katharina Szagun Elternhaus und Bezugspersonen, die selbst ei-
nem Mitmenschen etwas Böses tut und damit nen alltagsrelevanten Glauben leben, wachsen
6 Grundwerte in der Arbeit mit Kindern Grundwerte in der Arbeit mit Kindern 7