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MIT KINDERN AUF AUGENHÖHE                               MIT KINDERN AUF AUGENHÖHE



 gegen ein Gesetz oder gegen allgemeine Nor-  Für  Mitarbeitende  besteht  die  Herausforde-  sie schon früh in diese elterliche Gottesbezie-
 Jesus stellt Kinder den Erwach-  men verstößt. Wenn dies wieder in Ordnung   rung darin, gut hinzuhören, wie Kinder von   hung hinein. Mütter und Väter sind als Glau-
 senen als Vorbild hin. „Wer   kommen  soll,  muss  es  eine  Aussprache  und   Gott und ihrem Glauben reden, und es wertzu-  bensvorbilder in ihrem Reden und Tun für ihre
 sich Gottes neue Welt nicht   Wiedergutmachung  mit  Menschen  oder/und   schätzen, wenn Kinder davon berichten. Wich-  Kinder besonders gefragt. Der Dialog mit den
 schenken lässt wie ein Kind,   Gott (durch Gebet) geben. Erst ab der späten   tig ist es, andere Vorstellungen als die eigene   Kindern und das Lernen und gemeinsame Le-
 wird niemals hineinkommen“   Kindheit können Kinder begreifen, dass Sünde   nicht zu bewerten. Durch die Arbeit mit bibli-  ben im Alltag hat dabei die größte Wirkung auf
 (Mk 10,15). Das bedeutet, dass   einen „Beziehungsbruch“ im Zusammenhang   schen Texten und Geschichten kann das Got-  die  Entwicklung  des  Glaubens.  Glaube  kann
 Erwachsene vom Glauben eines   mit Gott meint. Sie können auch dann erst er-  tesbild für das Kind bestätigt, herausgefordert,   dort wachsen, wo die Vorstellungen von Gott,
 Kindes lernen und davon her-  fassen, dass Jesus durch seinen Tod am Kreuz   korrigiert und ergänzt werden. Zu Beginn der   die das Kind in sich trägt, mit den Erfahrungen
 ausgefordert werden können.  die Beziehung wieder herstellt. („Jesus ist für   Schulzeit sind das Gottesbild und die Gottesbe-  und dem Erleben im Alltag zusammenhängen.
 Gemeinde  braucht  Kinder.  Sie  braucht  die   dich gestorben.“) Wenn wir uns mit biblischen   ziehung noch offen. Erhalten Kinder in dieser   Eine evangelistische Arbeit mit Kindern sollte
 Kinder nicht, um jünger und bunter zu sein,   Geschichten  beschäftigen,  klammern  wir  das   Zeit ausreichend Anreize, kann sich ihr Glau-  daher sinnvollerweise nicht ohne den Kontakt
 sondern damit wir von Kindern lernen. Ohne   Thema Sünde und Vergebung natürlich nicht   be weiterentwickeln. Dabei werden Kinder im   zu Eltern erfolgen.
 Kinder würde uns etwas Entscheidendes  feh-  aus. Die Darstellung des Geschehens steht aber   Laufe der Zeit immer wieder auf die Einladung
 len.  Denn  Kinder  haben  Erwachsenen  etwas   im Vordergrund, denn so kann sich das Gottes-  Gottes antworten und dies sehr unterschiedlich
 voraus: Das Annehmen des Gottesreiches wie   bild der Kinder erweitern (Gott ist gnädig, Gott   in  Worte  fassen.  Was  zu  Beginn  des  Grund-
 ein  Kind  heißt:  kommen,  sich-öffnen,  bitten,   ist heilig etc.). Das Angebot, ein Bekenntnis des   schulalters noch intuitiv ausgedrückt wurde,
 annehmen-können,  sich-beschenken-lassen,  Glaubens abzulegen, sollte der Entwicklung   wird im Laufe der Zeit immer stärker artiku-
 vertrauen. Das Vorbildliche an dem kindlichen   des  Kindes  entsprechen.  Ein  Kind  wird  viel-  liert.  Die  Entwicklung  geschieht  dabei  sehr
 Glauben ist, dass Kinder von sich aus zunächst   leicht gerne formulieren wollen „Jesus ist mein   individuell. Manches Kind hat schon sehr früh
 gar nicht auf die Idee kommen, dass man sich   Freund.“ oder – wenn es größer ist – „Jesus ist   eine konkrete Gottesoffenbarung, (die sich wo-
 die Nähe und Liebe Gottes verdienen müsste.   mein Herr. Ich folge Jesus.“ Wir dürfen aller-  möglich in einer ganz konkreten Hinwendung
 Sie hören von Jesus, was er zu geben hat und   dings davon ausgehen: Auch Kinder erfahren   zu Gott in einem bewussten Gebet äußert) bei
 wollen es haben – und zwar alles.   die persönliche Begegnung mit Gott im Gebet,   anderen geschieht sie eher prozesshaft, mit vie-
 in der Natur, durch andere Menschen.   len kleinen Schritten im Verlauf der Kindheit
       und Teenagerzeit.
 Auch Kinder sind in die Ver-
 lorenheit der Welt hineinge-  In jeder Phase des Lebens kann
 boren. Aber Jesus sucht jedes   ein Kind eine seiner individuel-  Der Glaube der Eltern prägt
 einzelne Kind. Jeder kann von   len Entwicklung entsprechende   dabei entscheidend (5. Mo 6,4
 ihm gefunden werden. Er ist   Antwort auf das Angebot Got-  ff; 2. Tim 1,5; 3,14-15).
 der Erlöser, auch für Kinder.   tes geben.  Insofern nehmen   Im  Alten  Testament  gehörten  Kinder  zum
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 Das Verständnis von Sünde als Trennung von   wir dann Kinder als vollwertig   Bundesvolk  dazu.  Sie  sind  einbezogen  in  die
 Gott  muss  im  Kontext  der  individuellen  Ent-  Glaubende und Teil der Ge-  Riten und Traditionen Israels. Damals wie heu-
 wicklung des Kindes betrachtet werden. „Sün-  meinde wahr.   te gilt: Der Glaube der Kinder ist zunächst be-
 de“  ist  für  ein  Kind  zunächst  eine  konkrete   einflusst und geprägt von dem Umfeld, in dem
 Tatsünde. Kinder verstehen bis zu einem Alter   1  Siehe u.a. bei James W. Fowler, Lawrence   sie aufwachsen. Erleben Kinder ein liebevolles
 von etwa 10-12 Jahren darunter, dass man ei-  Kohlberg  oder Anna-Katharina Szagun   Elternhaus und Bezugspersonen, die selbst ei-
 nem Mitmenschen etwas Böses tut und damit   nen alltagsrelevanten Glauben leben, wachsen


 6 Grundwerte in der Arbeit mit Kindern            Grundwerte in der Arbeit mit Kindern  7
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